All American Boys
Literaturanalyse im 13. Jahrgang mal anders
Wenn man am beruflichen Gymnasium, insbesondere in einem Kurs mit erhöhtem Anforderungsniveau im 13. Jahrgang, im Englischunterricht Bücher liest, geht es in der Regel um Stilmittelanalyse. Welche werden verwendet und welche Wirkung haben sie auf den Leser? Da ich dies mit meinem Kurs schon gemacht habe und es ihnen nicht besonders viel Spaß gemacht hat, wollte ich ihnen Literatur nochmal anders nahebringen. Dafür habe ich mich für „All American Boys“ von Jason Reynolds und Brendan Kiely aus dem Klett Verlag entschieden.
Darum geht es bei „All American Boys“
Der Roman handelt von zwei amerikanischen Jugendlichen: ein Afroamerikaner – Rashad – und ein Weißer – Quinn. Sieben Tage werden jeweils aus der Sicht von Rashad und Quinn geschildert.
Gleich zu Beginn wird Rashad in einem Kiosk des Diebstahls beschuldigt und von dem gerufenen Polizisten auf der Straße brutal zusammengeschlagen. Quinn sieht dies durch Zufall von weitem. Er ist seit Jahren sehr freundschaftlich mit dem Polizisten verbunden. Der Vorfall erschüttert ihn zutiefst und er weiß lange nicht, wie er damit umgehen soll. Rashad schildert seine Verarbeitung des Vorfalls aus dem Krankenhaus.
Das Buch stellt zwar ein gewisses Maß an Vokabelhilfe am Ende jeder Seite, jedoch haben alle meine Schülerinnen und Schüler nach eigener Aussage das EX-word während des Lesens parat gehabt und darin unbekannte Vokabeln nachgeschlagen.
„All American Boys“ behandelt brandaktuelle Themen und Ereignisse, wie sie jederzeit – insbesondere in den USA – passieren können. Daher können sich die Schülerinnen und Schüler sehr gut auf den Inhalt einlassen.
Angesprochene Themenbereiche für Wortschatzarbeit
In dem Buch werden zahlreiche Themenbereiche angesprochen: Polizeigewalt, Kriminalität, Rassismus, Demonstrationen, Freundschaft, Familie und auch Liebe. Deshalb eignet es sich – meiner Meinung nach – ziemlich gut für Wortschatzarbeit mit dem EX-word. Hier kann man sich überlegen, ob man alle Themenbereiche arbeitsteilig in der Klasse aufbereiten lassen will oder ob man sich auf einen Themenbereich konzentriert.
Ich habe es zum einen von der Größe meines Kurses und zum anderen vom Interesse der Jugendlichen abhängig gemacht. Es sind nur 13 Schülerinnen und Schüler und alle wollten sich gerne mit dem Themenbereich Polizeigewalt näher beschäftigen.
Beispiel Polizeigewalt
Da sich alle für einen gemeinsamen Themenbereich entschieden haben, haben wir zu Beginn gesammelt, was sie daran interessiert. Herausgekommen sind die folgenden Schwerpunkte:
- Ausbildung von Polizisten in den USA und Deutschland
- Das Waffengesetz in den USA und Deutschland
- Polizeigewalt in den USA und Deutschland (Vorkommen und Hintergründe)
Anhand dieser Unterthemen kann man schon erahnen, dass das EX-word viel zum Einsatz gekommen ist – schließlich handelt es sich nicht um einen ganz alltäglichen Wortschatz. Die Schülerinnen und Schüler haben viel Internetrecherche, Mediationsarbeit und Wortschatzarbeit geleistet! Teilweise sind wir bei den Unterthemen arbeitsteilig vorgegangen, teilweise haben wir uns ein Thema gemeinsam angeschaut.
- Als es um das Thema Polizeiausbildung ging, hat sich eine Schülergruppe mit den deutschen und eine Schülergruppe mit den amerikanischen Ausbildungswegen beschäftigt. Hierzu haben die Schülerinnen und Schüler dann Mindmaps im Plenum an der Tafel erarbeitet und darauf geachtet, dass das neue Vokabular auftaucht.
- Das Waffengesetz in den USA haben wir im Plenum gemeinsam durchgegesprochen und das Vokabular angeschaut. Nach der Betrachtung des deutschen Waffengesetzes haben die Schülerinnen und Schüler in Partnerarbeit diese Informationen in einen englischen Text gefasst – er sollte wirken wie ein englischer Gesetzestext. Das fanden alle Jugendlichen schwer!
- Beim Thema Polizeigewalt sind wir wieder arbeitsteilig vorgegangen. Es wurden Statistiken und Berichte herausgesucht und analysiert. Aus diesen Informationen haben die Schülerinnen und Schüler dann einen eigenen, zusammenfassenden Bericht für die USA bzw. für Deutschland erstellt.
Vereinzelt konnte ich das Begleitheft zu Hilfe nehmen (z.B. für ein „police investigation role-play“ oder einen Mediationstext für die Klassenarbeit). Im laufenden Unterricht sind die Schülerinnen und Schüler auch ab und zu in andere Themenbereiche (z.B. Rassismus und Demonstrationen) abgedriftet. Aber das fand ich gar nicht schlimm, solange es der Wortschatzerweiterung diente.
Fazit
Es wurde sehr viel gearbeitet, diskutiert und das EX-word glühte im Unterricht. Was will man als Fremdsprachenlehrerin mehr? Mein Kurs war total motiviert, alle arbeiten sehr gerne mit ihrem EX-word und ihr Wortschatz hat sich deutlich erweitert, wie ich mit Freude in der Klassenarbeit feststellen konnte.
Habt Ihr eventuell noch andere Buchtipps für mich, mit denen man Ähnliches machen könnte? Stilmittelanalyse ist ja gut und schön und wichtig, aber Wortschatzarbeit und den Spaß an Literatur finde ich genauso wichtig. Von daher bin ich auf Eure Tipps gespannt.
Beitragsbild: Fibonacci Blue / CC BY

Über Eva Bär
Eva Bär ist studierte Diplom-Handelslehrerin mit den Fächern Wirtschaft und Englisch. Sie unterrichtet seit vier Jahren mit viel Leidenschaft an der BBS Buxtehude und auch am RBZ Steinburg in Itzehoe. Ohne Wortschatz kann ihrer Meinung nach gar keine Kommunikation stattfinden und ist somit unerlässlich beim Erlernen einer Fremdsprache.
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