„All we gotta do is …“
Wortschatzarbeit mit Protestsongs
Ja, was sollten wir eigentlich tun, um die Welt zu verändern? Wenn es sich gerade anbietet, über Lieder, Gedichte, Stilmittel und Weltverbesserung zu sprechen, arbeite ich mit den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe gerne an Protestsongs und deren Rolle als Mittel der friedlichen Revolution. Das Thema lässt sich unter anderem gut unter der Rubrik „Making a Difference“ an Lehrpläne und Kerncurricula andocken; es passt aber auch zu „Globalisierung“ und anderen Einheiten. Eine gut brauchbare Unterrichtsreihe „Songs of Protest and Social Criticism“ gibt es in der Serie EinfachEnglisch von Westermann und darüber hinaus unzählige (populäre) Lieder, die sich zur Ergänzung einsetzen lassen. Eine kleine Auswahl:
- Green Day – American Idiot (2004)
- John Lennon – Imagine (1971)
- Sex Pistols – God Save The Queen (1977)
- Gossip – Standing In The Way Of Control (2005)
- The Beatles – Revolution (1968)
- No Doubt – Just A Girl (1995)
- Bob Dylan – Blowing in the Wind (1963)
- Pink! – Dear Mr. President (2006)
- Manic Street Preachers – If You Tolerate This Your Children Will Be Next (1998)
- Eminem – The Storm (2017)
- Mia – P.O.W.A (2017)
- Pink! – What about us (2017)
- Zolita – Fight like a Girl (2017)
Ich habe einen Pool von Liedern, die ich gerne einsetze, und lasse die Lernenden auch sehr gerne eigene Lieblingssongs auf ihren Protestgehalt untersuchen und in 15-minütigen Kurzeinheiten der Klasse vorstellen. Eine Aufgabe besteht dann meist darin, fünf wichtige Vokabeln oder Phrasen aus dem Song vorzustellen. Die werden dann in eine gemeinsame Vokabelsammlung übertragen. Das klappt meistens ganz gut, auch wenn wir uns gelegentlich uneinig sind, ob es sich zum Beispiel beim Lied „Price Tag“ von Jessie J („It’s all about the money, money …“) tatsächlich um einen Protestsong handelt.
Einstieg mit Hugh Laurie
Ein Song mit dem ich gerne in die Reihe ein- oder aus ihr aussteige, ist „Protest Song“ von Hugh Laurie. Der ehemalige Darsteller von Dr. House ist auch Musiker, Gitarrist, Pianist und Sänger von Blues-Songs. Seine sarkastisch-komödiantische Ader kommt in seinem Protestsong gut zur Geltung. In den Strophen benennt er Allgemeinplätze typischer Protestlieder („Well the poor keep gettin’ hungry / And the rich keep gettin’ fat / Politicians change / But they’re never gonna change that / But you and me girl / We got the answer right in our hands“. Im Refrain heißt es dann: „All wie gotta do is …“
Was wir aber tun können, das verschluckt Hugh Laurie so gekonnt, dass man als Sprachenlerner mehrfach hinhören muss, ob es sich um sinnvolle Worte oder unzusammenhängendes Gemurmel handelt. Und tatsächlich liefert Laurie keine Lösungen, sondern eine ganze Menge Leerstellen zum Selbstausfüllen. Das Brainstorming, was man denn tun könnte, kann als Think-, Pair- und Shareaufgabe gestellt werden und führt im besten Fall zu einer großen Sammlung an Lösungsvorschlägen, mit der die Lernenden ihren Wortschatz (re)aktivieren und vergrößern.
Die Lernenden erwähnen hier wahrscheinlich Lösungsvorschläge wie „use less plastic“, „join a climate strike“, „donate money“, „become active“, „stop exploitation“ oder auch einige Nonsense-Vorschläge wie „go to sleep and forget about the world“. Mit Karten oder dem Smartboard kann man diese clustern und erweitern, so dass sich eine umfangreiche Wortsammlung zum Themeneinstieg bildet.

Wordcloud: All we gotta do is … Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Agenda 2030 der Vereinten Nationen bieten viele Anlässe, um darüber nachzudenken, was wir besser machen können.
Der nötige Wortschatz, um die Welt zu verbessern
Von der Wortschatzsammlung her kann auf inhaltlicher Ebene weitergearbeitet werden. Welche dieser Lösungen sind leicht umsetzbar oder schwer zu erreichen? Welche stellen nur eine Weltverbesserung auf Mikroebene dar und welche bewirken Veränderungen mit Multiplikationseffekt? Welche sind vielleicht gänzlich unbrauchbar? Im Unterrichtsgespräch oder per leitendem Arbeitsblatt wälzen die Schülerinnen und Schüler den Wortschatz erneut um und vertiefen gleichzeitig das Thema. Und natürlich schauen sie auch genau hin, was eigentlich die Aussage des Protestsongs ist und wieso er eine Parodie darstellt.
Die Vokabelsammlung wächst im Laufe der Reihe stetig. Dabei bleibt es jeder Lehrkraft selbst überlassen, ob die Vokabeln in handschriftlicher Form, in digitaler Form, als Handouts oder auf anderem Wege gesammelt werden oder ob die Lernenden selbst entscheiden können, wie sie ihren wachsenden Wortschatz dokumentieren und haltbar machen wollen.
Beitragsbild: pixabay.com

Über Mareike McKim
Mareike McKim ist Gymnasiallehrerin für die Fächer Englisch, Deutsch und Darstellendes Spiel an einer Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe in Hessen. Sie ist UNESCO-Delegierte für die Rolle von Bildung für Frieden und Nachhaltigkeit. Gemeinsam mit ihren Kollegen beim Pestalozzi-Programm des Europarats und anderen ehemaligen Finalisten des Weltlehrerpreises setzt sie sich für nachhaltige Bildung und die Anerkennung des Lehrberufs ein. Ihr Konzept einer Bildung für Frieden und Nachhaltigkeit vertritt sie als Sprecherin und Autorin in Fortbildungen und bei Konferenzen, u.a. bei TEDxHeidelberg. Blog: www.mareikehachemer.jimdo.com
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