Best of Wortschatz-Blog: So abwechslungsreich kann Wortschatzarbeit sein
Im Juli 2016 ging der erste Beitrag auf dem Wortschatz-Blog online. Seitdem sind hier viele, viele schöne Unterrichtsideen von Lehrerinnen und Lehrern der Sekundarstufen 1 und 2 zusammengekommen. Aber wie es in der Natur eines Blogs liegt: Die älteren Beiträge sind ganz „nach unten“ gerutscht und nur noch durch gezielte Suche zu finden. Dabei sind die Ideen noch immer aktuell. Ein guter Grund für eine Best-of-Zusammenfassung! Oder vielmehr: einen Überblick über die große Bandbreite an Möglichkeiten, um sich im Unterricht mit Wortschatz zu beschäftigen.
Wortschatzarbeit als Schlüssel zur Sprachkompetenz
Erst in der Gesamtschau der Blogbeiträge wird so richtig deutlich, wie zentral Wortschatzarbeit im Fremdsprachenunterricht ist. Es geht also nicht nur um einzelne Stunden, die sich Wortfeldern oder der Vertiefung von Vokabeln widmen. Wortschatzarbeit ebnet auch den Einstieg in neue Themen, regt zur Reflexion über Sprache an und vermittelt wichtiges Handwerkszeug zur Analyse von Literatur, Filmen oder Musik. Und das Beste: Wortschatzarbeit macht Spaß und motiviert, weil die Schülerinnen und Schüler kreativ werden und mit ihren eigenen Erfahrungen an den Wörtern und ihren Bedeutungen anknüpfen können. Ein Überblick über die vielen Themenbereiche im Wortschatz-Blog.
Spielideen mit Wortschatzbezug für den Fremdsprachenunterricht
Spielen macht Spaß und kann fast nebenbei auch noch lehrreich sein. Die Autorinnen und Autoren des Wortschatz-Blogs haben viele Spielideen zusammen getragen, um spielerisch Wortschatz zu vermitteln oder zu festigen. Darunter abgewandelte Klassiker wie Bingo oder Jeopardy, Würfel- und Brettspiele. Blog-Autorin Mareike McKim stellt das weniger bekannte Spiel „Apples to Apples“ vor, bei dem neben Wortschatz auch die Wiederholung von Wortarten auf dem Programm steht. Wieder andere Spiele trainieren die Fähigkeit, Dinge zu umschreiben – wie zum Beispiel im Gesellschaftsspiel „Tabu“ oder inspiriert durch die frühere Fernsehshow „Dingsda“. Wer es lieber zeitgemäßer hätte, kann die Spielfreude der Schülerinnen und Schüler mit Emoji-Memory wecken – damit zugleich auf unterhaltsame Weise den nötigen Wortschatz vermitteln, um über Gefühle zu sprechen.
Digitalisierung: hilfreiche Apps und Smartboard-Ideen für die Wortschatzarbeit
Spätestens seit dem Beginn der Corona-Pandemie sind Apps im Unterricht gar nicht mehr so selten. Wer spielerisch Vokabeln wiederholen möchte, hat die Wahl zwischen zahlreichen Apps. Die Autorinnen und Autoren des Wortschatz-Blogs haben viele davon dem Praxistest in ihrer Klasse unterzogen und berichten darüber – unter anderem über die Quiztools Kahoot, Plickers und Wordwall. Wer unter den vorhandenen Tools nicht fündig wird, kann sich auch einfach mit „Learningapps“ selbst eine App basteln.
Ebenfalls mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme ist die gemeinsame Arbeit am Smartboard. Die elektronischen Tafeln lassen sich auch sehr kreativ für die Wortschatz-Arbeit nutzen lassen, zum Beispiel mit selbst erstellen Lückentexten oder Wort-Bild-Zuordnungen. Wie Lehrkräfte selbst interaktive Vokabel-Übungen entwickeln können, erfahren sie in unserer Smartboard-Serie.
Wortschatz lernen aus Literatur, Filmen und Musik
Wer hat nicht ein paar hilfreiche Vokabeln aus Songtexten gelernt? Wie das im Unterricht funktioniert, beschreibt Wortschatz-Blog-Autor Matthias Wunsch am Beispiel von Lady Gagas „Shallow“. Aber Songs können noch viel mehr zum Wortschatz beitragen, etwa, wenn die Schülerinnen und Schüler eigene Protestsongs entwickeln oder Musikvideos als Anlass zum kreativen Schreiben nutzen. Übrigens: Dass Musik hilft, neue Vokabeln zu behalten, ist sogar wissenschaftlich belegt.
Oder wie wäre es mit einer Unterrichtsidee, die sich gleichermaßen auf Musik und Literatur anwenden lässt: Music bzw. Book in a Box. Dabei gestalten die Lernenden Schuhkartons so aus, dass sie einen Song oder ein Buch inhaltlich wiedergeben. Dass sich gute Unterrichtsideen für verschiedene Arten von Medien nutzen lassen, zeigt Blog-Autorin Eva Bär auch, indem sie Methoden der Literaturanalyse auf Fernsehserien überträgt.
Autonom Wortschatz erschließen mit elektronischen Wörterbüchern
Viele der Blogbeiträge stellen Ideen vor, um im Unterricht mit elektronischen Wörterbüchern zu arbeiten. Die handlichen Geräte erleichtern das Nachschlagen im Vergleich zu Papierwörterbüchern, außerdem enthalten sie gleich mehrere ein- und zweisprachige Wörterbücher. Auch als Nachteilsausgleich bei eingeschränkter Sehfähigkeit kommen sie zum Einsatz. Ist das Nachschlagen einmal gelernt, lassen sich die Wörterbücher zum Beispiel gezielt bei der Arbeit mit Literatur nutzen oder um – schon in Klasse 5 – eigene Schlagwortgeschichten zu verfassen.
Wissenschaftliche Hintergründe zum besseren Behalten von Vokabeln
Wie wichtig Wortschatz beim Sprachenlernen ist und wie man sich neue Wörter am besten merken kann – das ist das Forschungsgebiet von Joe Barcroft, Professor für Spanisch und Zweitsprachenerwerb an der Washington University in St. Louis. In einer dreiteiligen Interviewreihe mit dem Wortschatz-Blog erzählt Barcroft, welche Übungen sinnvoll sind, um neue Vokabeln zu behalten. Spoiler: Manche im Unterricht gar nicht so seltenen Vokabel-Aufgaben sind eher kontraproduktiv.
Darüber hinaus stellt der Wortschatz-Blog regelmäßig wissenschaftliche Studien zum Wortschatzerwerb vor – etwa dazu, warum Kontext beim Lernen neuer Vokabeln hinderlich sein kann oder was es für die Sprachkompetenz bringt, fremdsprachige Filme und Serien mit Untertiteln anzusehen.
Originelle Unterrichtsideen für die Wortschatzarbeit
Und dann sind da noch die zahllosen weiteren Blogbeiträge, die Anregungen liefern, um neuen Wortschatz auf unterhaltsame Weise im Unterricht zu verankern, darunter Aufgabenformate wie den „marathon de vocabulaire“, Tieryoga und verschiedene Arten von Mindmaps. Andere Beiträge widmen sich der Partnerarbeit bei Wortschatz-Aufgaben, der Flipped-Classroom-Methode, Stationsverfahren, niveaudifferenzierten Rollenspielen, dem mündlichen Feedback zu Wortschatzfehlern oder der Vorbereitung von echten Expert*innen-Interviews in der Fremdsprache. Kurz: Lassen Sie sich einfach inspirieren.

Über Alexandra Mankarios
Studierte Sprachlehrforscherin, Journalistin und privat ein echter Sprachenfan: Spricht vier Sprachen fließend und hat zwei unterrichtet. Begeistert sich für Semantik und würde gern einmal ihr eigenes mentales Lexikon aufschlagen.