Bildergeschichten neu erzählt
Für diese Art des kreativen Schreibens benötigt man Bildergeschichten, die ohne Worte in vier bis acht einzelnen Bildern eine abgeschlossene Geschichte erzählen. Sehr gute Erfahrungen habe ich hier vor allem mit den Geschichten von Kurt Erich Ohser gemacht, der unter dem Pseudonym E. O. Plauen seine Geschichten zeichnete. Dies ist allerdings nur meine persönliche Präferenz. Andere Zeichner und deren Geschichten funktionieren natürlich ebenfalls. Auch kann man Geschichten mit mehr Bildern nehmen. Dies kann jedoch zu kompliziert werden, ist also abhängig von der Lerngruppe.
Vorbereitung
Um mit den Geschichten kreativ zu arbeiten, zerschneidet man diese in die einzelnen Bilder und entfernt die Nummerierungen (sonst wäre die Geschichte ja schon erzählt!). Da die Schülerinnen und Schüler im Anschluss meist wissen wollen, was denn nun die richtige, d.h. die vom Zeichner vorgegebene Reihenfolge ist, empfiehlt es sich, diese zu markieren. Schließlich kann man sich nicht alle Geschichten merken. Hier habe ich gute Erfahrungen mit Namen gemacht. Eine Geschichte mit vier Bildern wird zum Beispiel folgendermaßen gekennzeichnet: 1 = K, 2 = U, 3 = R, 4 = T. in der korrekten Reihenfolge ergibt sich das Lösungswort KURT.
Anwendung im Unterricht
In der Einstiegsphase erhalten Kleingruppen (3-4) ihre jeweilige Geschichte verdeckt ausgeteilt. Die Lernenden schauen sich ihr Bild an, ohne es den anderen zu zeigen. Eine Person beginnt, ihr Bild zu beschreiben – was sehe ich, was geschieht? Normalerweise kommt recht schnell ein Einwurf eines Gruppenmitglieds, dass man das Bild davor oder danach hätte, und er oder sie beginnt zu beschreiben. Wenn alle Bilder besprochen sind, diskutieren die Mitglieder über die Reihenfolge und legen diese fest. Erst dann werden die Bilder offen auf den Tisch gelegt und alle betrachten, ob die Geschichte so Sinn ergibt. Besonders bei Plauens Geschichten gibt es meist nur eine sinnvolle Lösung. Haben die Gruppen aber andere Ergebnisse, so können diese genauso verwendet werden.
Zu Beginn dieser Phase ist es meist sinnvoll, die Lerngruppe daran zu erinnern, dass Bilder im Simple Present (I can see a man and a boy) und Present Progressive (They are playing football) zu beschreiben sind.
Diese erste Phase kann man auch einfach mal als Einstieg oder Auflockerung zwischendurch einsetzen.
Kreatives Schreiben
In der nun folgenden Phase kann man einzeln, als Paar oder in der Gruppe arbeiten. Dies hängt wieder von der Lehrkraft und der Lerngruppe ab.
Die Schülerinnen und Schüler schreiben nun ihre Geschichte zu den Bildern. Dabei ist es ihnen natürlich erlaubt, Personen, Dinge und Handlungen dazu zu erfinden – solange die Bilder einbezogen sind.
Auch hier empfiehlt es sich je nach Lerngruppe, Wortschatz und Grammatik zu wiederholen. Die Geschichte als Nacherzählung bedarf der Past-Tense-Formen (Simple und Progressive).
Beim Wortschatz kann man unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Ich habe zum Beispiel manchmal Adverbien der Zeit (once upon a time, a long time ago, recently, …) oder Konjunktionen (and, but because, not only … but, either … or, …) vorgegeben. An anderer Stelle mussten aus einer Liste von ca. 20 Adjektiven wenigsten sieben in der Geschichte vorkommen (auch hier sind wieder Schulform, Alter, Lerngruppe zu beachten).
Selbstverständlich dürfen und sollen die Lernenden hier Wörterbücher (Buch oder elektronisch) benutzen. Nachgeschlagene Begriffe sollen in meinem Unterricht gekennzeichnet sein und die intendierte Übersetzung (Welcher Begriff sollte hier stehen?) soll in Klammern dabei stehen. Dies, da Schülerinnen und Schüler gerne dazu neigen, nur den ersten Begriff eines Wörterbucheintrags zu lesen und zu verwenden. Beispiel: „Sie trägt eine Jeans.“ – „She is carrying jeans.“
Die immer wiederkehrende Frage beim Schreiben als Paar oder Gruppe lautet: „Müssen alle schreiben?“ Meine immer gleiche Antwort darauf lautet: „Ja!“. Schreiben lernt man nun einmal durch Schreiben.
Viel Spaß!
“Beitragsbild: fotolia 131043042 | Urheber: tech_studio“

Über Matthias Wunsch
Matthias Wunsch ist seit 1998 Realschullehrer für die Fächer Englisch, Technik und Religion. Seit einigen Jahren bereitet er Schülerinnen und Schüler auf den "Preliminary English Test of the University of Cambridge" (CEFR Level B1) vor.
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