Elektronik oder Papier: CoDiCo-Studie vergleicht Wörterbücher
Elektronische Wörterbücher bereichern den Fremdsprachenunterricht
Petra Ludewig*, Initiatorin der CoDiCo-Studie, spricht im Interview mit dem Wortschatz-Blog über die Vorteile elektronischer Wörterbücher.
Frau Ludewig, was genau ist die CoDiCo-Studie?
CoDiCo steht für Computational Linguistics, Didactics and Dictionaries. Ziel der Studie ist es, herauszufinden, wie sich der Einsatz elektronischer Wörterbücher auf das Lernverhalten von Schülern auswirkt.
Wie darf man sich diese Studie vorstellen?
Im Grunde handelt es sich um eine Vergleichsstudie. Über einen Zeitraum von etwa acht Unterrichtsstunden wurden mit zwei 7. Klassen des Gymnasiums in der Wüste und zwei 8. Klassen der Angelaschule – beide in Osnabrück – parallel gearbeitet. Je eine 7. und 8. Klasse bekamen elektronische Wörterbücher von CASIO, die Parallelklasse wurde mit Papierwörterbüchern ausgestattet. Dem unterschiedlichen Leistungsstand vor der Arbeitsphase wurde durch einen Eingangstest als Vergleichsbasis Rechnung getragen.
Gab es da nicht auch Berührungsängste seitens der Schüler?
Zur Einführung in die Arbeit mit den Wörterbüchern wurden spezielle Workbooks erarbeitet – ein wesentlicher Bestandteil der Studie. Die Workbooks, die künftig auch außerhalb der Studie im Fremdsprachenunterricht zum Einsatz kommen sollen, nehmen nicht nur Berührungsängste, sondern sind so konzipiert, dass sie handlungs- und situationsorientiert den Wortschatz der Schüler erweitern. Um die Vergleichbarkeit zu wahren, wurde mit Varianten desselben Workbooks für die elektronischen Wörterbücher und Papierwörterbücher gearbeitet.
Das klingt nach viel Arbeit…
Ich habe diese breit angelegte Studie ja nicht alleine durchgeführt. Tatkräftig mitgewirkt haben Studenten und Dozenten der Kognitionswissenschaft, insbesondere PD Dr. Gust und Prof. Evert, sowie Lehramtsstudenten der Fächer Englisch und Französisch der Universität Osnabrück. Nicht zu vergessen die Lehrer und Lehrerinnen an den beteiligten Schulen sowie des Gymnasiums Oesede. Übrigens haben auch das Greselius-Gymnasium Bramsche und die KGS Schinkel an der Studie teilgenommen.
Was lässt sich über die vorliegenden Ergebnisse der Studie sagen?
In Verbindung mit dem Wortschatztraining in den Workbooks konnte bei den Schülern mit elektronischen Wörterbüchern ein signifikant größerer Lernfortschritt festgestellt werden als bei Schülern mit Papierwörterbüchern. Insbesondere bei Kollokationsaufgaben wurden deutlich bessere Testergebnisse erzielt. Darüber hinaus hatten die Schüler mit elektronischen Wörterbüchern signifikant mehr Spaß bei der Nutzung des Wörterbuches. Auch in puncto Benutzerfreundlichkeit hat es die Nase vorn.
Ihr Fazit?
Fällt absolut positiv aus. Elektronische Wörterbücher sind eine Bereicherung für den Fremdsprachenunterricht.
*Petra Ludewig ist habilitierte Computerlinguistin und Privatdozentin an der Universität Osnabrück.
Über die CoDiCo-Studie
Ein interdisziplinäres Wissenschaftlerteam der Universität Osnabrück untersuchte in Rahmen der CoDiCo-Studie – also Computational Linguistics, Didactics and Dictionaries-Studie –, ob Schülerinnen und Schüler besser mit einem elektronischen Wörterbuch oder einem Wörterbuch in Papierversion lernen. An vier niedersächsischen Schulen verglichen die Forscher jeweils zwei Klassen miteinander: Eine Klasse lernte jeder Schule mit einem Papierwörterbuch, die andere mit einem elektronischem Wörterbuch. Leistungstests zeigten: Der Lernzuwachs war bei den Schülern am höchsten, die mit einem digitalen Nachschlagewerk gearbeitet hatten – sie verwendeten Präpositionen korrekter, besaßen ein höheres Textverständnis und waren sicherer in der Verwendung von Kollokationen. Die Studie startete im Frühjahr 2010 und wurde im Herbst 2011 abgeschlossen. Der Elektronikhersteller CASIO förderte die Untersuchung, die wissenschaftliche Leitung lag bei der Universität Osnabrück.
Beitragsbild: Casio

Über Dirk Herzog
Dirk Herzog schreibt seit vielen Jahren über Bildungs- und Schulprojekte. Beim Wortschatz-Blog kümmert er sich um die Themenplanung und redaktionellen Abläufe.
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