Im Team Vokabeln üben: Jeopardy
In meinen Klassen besteht teilweise das Problem, dass neben den nicht wiederholten Vokabeln auch das Sozialverhalten ein Manko darstellt. Beides zu schulen gelingt mir mit Jeopardy – in Anlehnung an die bekannte Quizsendung.
Die Ursprünge von Jeopardy
Die Quizsendung Jeopardy ging erstmals 1964 in den USA auf Sendung. Die Grundidee: Die Kandidatinnen und Kandidaten musste zu einer vorgegebenen Antwort die passende Frage finden. Der Erfolg der Sendung führte dazu, dass Jeopardy auch in anderen Ländern wie zum Beispiel Deutschland gesendet wurde: Bei uns hatte das Quiz in den 1990ern seine Hochphase. Seit 2016 erfährt der Kassenschlager auf RTL ein Revival mit Joachim Llambi, dem aus “Let’s Dance” bekannten Juroren.
Jeopardy in der Klasse – so spielen wir
Die Teams
Während im TV-Quiz drei Personen gegeneinander spielen, teile ich meine Klassen in Gruppen mit maximal sechs Jugendlichen ein. Schaffen wir es zeitlich, treten die zwei besten Teams am Ende noch einmal in einem Superduell gegeneinander an.
Vorbereitung
Die Lernenden sehen eine Spielwand mit sechs Kategorien. Wir nutzen dafür die Software ActivInspire am Whiteboard. Ich habe das Board so programmiert, dass die Kästen verschwinden, wenn ich darauf klicke. Es geht aber auch ohne Whiteboard: Früher habe ich einfach die „geöffnete“ Spielwand auf eine OHP-Folie kopiert und mit kleinen Papieren abgedeckt, die ich dann nach und nach weggenommen habe.
An der Spielwand können die Spielenden – wie in der Quizshow – aus fünf Antworten pro Kategorie wählen. Die Punkte steigen abhängig vom Schwierigkeitsgrad: Je höher die Punkte, desto schwieriger die verborgene Antwort.
Die Aufgabe
Gemeinsam einigt sich die erste Gruppe auf ein Antwortfeld – die Jüngsten dürfen beginnen. Anschließend wird im Uhrzeigersinn gespielt. Mit Erscheinen der Antwort ertönt die bekannte Jeopardy-Melodie (hier zum downloaden). Ab diesem Moment hat die Gruppe 34 Sekunden, um die passende Frage zur aufgedeckten Antwort zu stellen (natürlich lässt sich das Zeitintervall auch erhöhen).
Hier ein Beispiel der Spielwand zu unserem Lehrwerk G21, Unit 2:
Viele Lösungen ergeben sich aus der Unit im Lehrwerk. Bei „2 for write“ oder „3 for help“ sind zwei bzw. drei Wörter gesucht, die sich von den Verben ableiten – also in diesem Fall zum Beispiel writer oder writing. Die Frage könnte heißen: „In which word family do the words writer and writing fit?“
Zusatzregeln
Achten Sie auf Einsprachigkeit. Die Verwendung der Muttersprache (oder einer anderen Sprache als der Zielsprache) gibt in jeder Gruppen 50 Strafpunkte. Das gilt auch für Gruppen, die gerade nicht an der Reihe sind.
Damit auch schüchterne Mitspieler zu Wort kommen und dominantere oder impulsivere Jugendliche nicht das Spiel „übernehmen“, gilt außerdem:
- Für den Lösungsvorschlag darf sich nur ein Kind pro Gruppe melden.
Melden sich zwei Schüler der Gruppe, haben sofort die anderen Gruppen die Chance, innerhalb von zehn Sekunden ihre Frage zu stellen. So gewährleiste ich, dass die Schüler nicht erst beginnen zu überlegen, wenn die anderen einen Fehler machen. Es könnte jederzeit sein, dass die andere Gruppe einen Fehler macht und so die eigene Gruppe die Chance bekommt, Extrapunkte zu ergattern.
Alternativ: Sollten sie in der glücklichen Lage sein und Buzzer für den Unterricht besitzen, macht es den Schülerinnen und Schülern gleich noch mehr Spaß. Die Gruppe, die drückt, muss ihre Frage sofort stellen!
- Das Kind, das antwortet, darf noch nicht an der Reihe gewesen sein, außer es waren schon alle anderen einmal dran. Verstößt jemand dagegen, wird wie oben (s. 1.) verfahren.
- Die Gruppe darf sich untereinander unterstützen. Lösungen dürfen den Gruppenmitgliedern vorgesagt werden, damit diese sich dann melden und die Frage stellen können.
Spielen gehört ins Leben von Kindern und deshalb auch ins Klassenzimmer
Spielen gehört in meinen Unterricht wie essen und schlafen zu meinem Leben. Die Englischdidaktikerin Shelley Ann Vernon sieht wie ich die zahlreichen positiven Effekte des Spielens. In ESL Classroom Activities for Teens and Adults sagt sie: „Games can help you to overcome numerous roadblocks that stand between your students and their mastery of English. […] Games can help your students forget that they are learning and instead enjoy the experience while enhancing their knowledge”. Auch sie empfiehlt Jeopardy, weil es sowohl strategische Elemente enthält als auch Spracherwerb und ‑produktion fördert.
Ich habe festgestellt, dass durch die Jeopardy Zusatzregeln schwache Schülerinnen und Schüler regelrecht aufblühen, wenn ihre Fragestellung richtig ist – selbst, wenn sie sie zuvor nicht selbst formuliert hatten. Schüchterne Kinder nehmen sich häufig als wichtigen Bestandteil der Gruppe wahr und stellen fest, dass sie zum Erfolg ihres Teams beitragen können – das motiviert.
Beitragsbild: fotolia #90488857 | Urheber: frender

Über Ramona Pfenning
Ramona Pfenning arbeitete als Lehrkraft für Englisch, Geschichte und Ethik bereits in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Vom Wortschatz-Blog erhofft sie sich viel Interaktion mit anderen Lehrkräften sowie Ideen und Anregungen für den eigenen Unterricht.
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