Lautmalerei: wenn Wörter brummen, knallen, knistern
Unterrichtsideen für die wahrscheinlich spaßigste Sorte Wortschatz
Zischende Krabbeltiere huschen flink durch klaffende Risse ins Gemäuer. Donner grollt bedrohlich, plötzlich geht prasselnd ein Regenschauer nieder. Dann ein gellender Schrei – Aaaah! – und ein dumpfes Geräusch – Plonk! … und schon sind Sie mittendrin in der Szene. Die Auslöser für Schrei und Geräusch müssen Sie sich allerdings selbst ausdenken, denn hier endet die Geschichte schon wieder. Mir geht es nur darum, die erzählerische Kraft von Lautmalerei zu demonstrieren. Wörter, deren Klang Geräusche imitiert, gehören zu den poetischsten Vokabeln, die Sprachen zu bieten haben. Sie lassen Bilder vor dem inneren Auge entstehen, inszenieren Geräuschkulissen und schaffen es besonders gut, Gefühle und Stimmungen hervorzurufen. Häufig sind sie auch lustig – so zum Beispiel Geräuschwörter in Comics: Bum! Boff! Doing! Möööht! Flonk! Flapp! Weil lautmalerische Wörter so vielseitig und schön sind, lohnt es sich auch, sie im Unterricht einmal genauer anzusehen.
Lautmalerei als Merkhilfe und Motivationsschub
Wer über das Wetter reden, Tiere und Landschaften beschreiben oder Musik diskutieren möchte, kommt an lautmalerischen Begriffen nicht vorbei. Auch Atmosphären und Gefühlslagen lassen sich kaum ohne Lautmalerei beschreiben. Und weil jede Art von Vernetzung im Gehirn dazu beiträgt, dass wir uns Wortschatz merken, kann es hilfreich sein, lautmalerische Anteile bewusst zu machen. Wer etwa die englische Vokabel „slippery“ behalten möchte, kann ihren Klang nutzen, um sich vorzustellen, wie jemand auf glattem Fußboden oder Eis ausglitscht und mit rudernden Armen hinfällt.
Außerdem sind lautmalerische Wörter irgendwie sympathisch: Es macht Spaß, ihren Klangcharakter zu entdecken und ihre Wirkung nachzuempfinden. Deshalb können sie auch weniger motivierte Schülerinnen und Schüler anregen, sich mit Wortschatz zu beschäftigen.
Drei Vorschläge, um Lautmalerei in den Unterricht zu bringen
• Eigene lautmalerische Werke erstellen
Romane, Comics, Gedichte, Songs – Quellen für lautmalerische Wörter gibt es viele. Hier können die Schülerinnen und Schüler auf die Suche nach „Onomatopoesie“ – so der Fachbegriff – gehen. Anregungen geben auch Listen lautmalerischer Wörter, wie etwa hier auf Englisch oder auf dieser Seite auf Französisch. Auch Gedichte eignen sich, um die Wirkung von Lautmalerei zu vermitteln, so zum Beispiel „Chanson d’automne“ von Verlaine oder „The Bells“ von Edgar Allan Poe.
In Gruppen sammeln die Schülerinnen und Schüler über einen bestimmten Zeitraum lautmalerische Wörter. Anschließend produzieren sie damit ein eigenes Werk, in dem sie möglichst viele der Begriffe verwenden. Je nach Vorlieben und Begabungen kann das eine Kurzgeschichte oder ein Gedicht, aber auch ein Comic sein. Am Ende der Einheit erhält die ganze Klasse eine Sammlung aller Werke.
• Onomatopoesie-Quiz
Machen Kühe auf Französisch „meuh“ oder „beuh“? Und welches Lautwort erscheint im französischen Comic, wenn jemand an eine Tür klopft? Welches Wort gibt den Klang der Sirene eines britischen Polizeiautos wieder? Um als Einstieg ins Thema Lautmalerei oder als Vokabelttest – mit lautmalerischen Wörtern lassen sich sehr leicht Quizfragen herstellen. Wie wäre es mit dieser Variante: Jede Schülerin und jeder Schüler entwickelt eine Quizfrage, die ganze Klasse nimmt am Quiz teil. Das Quiz kann in Papierform stattfinden, alternativ eignen sich auch Online-Quiz-Editoren wie zum Beispiel Quizdidaktik.
• Stumme Comics mit Geräuschen betexten
Wer bei Onomatopoesie vor allem an Interjektionen denkt, sollte sich im Unterricht mit Comics beschäftigen. Wörter wie „Knack“, „Plopp“ oder „Schlotter“ tragen entscheidend zur Stimmung bei. Auch das Wortbild – also die Art und Weise, wie groß, fett oder sonstwie gestaltet ein Wort geschrieben ist – transportiert Teile der Erzählung. Eine schöne Möglichkeit, um lautmalerische Wörter in der Fremdsprache anzuwenden, ist daher das Betexten stummer Comics – beziehungsweise solcher, aus denen die Sprechblasen und „Geräuschwörter“ entfernt wurden. Dabei lernen die Schülerinnen und Schüler, dass auch Interjektionen „richtige Wörter“ sind (dazu auch hilfreich: dieses Stationsverfahren von PONS zum Methodentraining Wörterbucharbeit, Station 5). Wer lieber eigene Comics erstellen möchte, kann sich zum Beispiel bei der Browser-App Pixton umsehen.
Beitragsbild: fotolia #118984628 | Urheber: designer_things

Über Alexandra Mankarios
Studierte Sprachlehrforscherin, Journalistin und privat ein echter Sprachenfan: Spricht vier Sprachen fließend und hat zwei unterrichtet. Begeistert sich für Semantik und würde gern einmal ihr eigenes mentales Lexikon aufschlagen.
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