Mais tous les ados sont comme ça – Sprechanlässe mit Comics im authentischen Kontext
Dienstagmorgen, 8:00 Uhr
Es klingelt! Motiviert und mit vollem Elan mache ich mich auf den Weg in meinen Kurs der Einführungsphase. 16 Schülerinnen und Schüler erwarten mich zu unserem Französischunterricht. Wohlwissend, dass die Uhrzeit bei den 15-Jährigen eher eine einschläfernde Wirkung hat, überlegte ich mir bereits am Wochenende – eine hoffentlich – zielführende Aktivitätsstrategie. Und zwar: Mache dir den wirklich realen Teenageralltag zunutze und zeige Konfliktsituationen mit den Eltern auf, in denen jeder aus dem Kurs schon einmal gesteckt hat. Damit ist gemeint: Müll rausbringen, schlechte Noten, unaufgeräumte Zimmer, Dreckwäsche im Zimmer usw. Mit einem Schmunzeln im Gesicht starte ich die Unterrichtseinheit und schaue in die schläfrigen Gesichter meines Kurses.
“Konfliktsituationen schaffen”
Die Schülerinnen und Schüler erhalten als Einstieg das Titelbild der BD „Mais tous les ados sont comme ça“ von Jim & Rudowski, das bereits eine konfliktreiche Situation aus dem Teenageralltag zeigt und somit das Interesse des Kurses wecken soll. Da die Lerngruppe im Rahmen der kommunikativen Kompetenz “Sprechen” zurückhaltender ist, bekommt sie Arbeitsblatt 1. Mit diesem kann jede/r Lernende sich zunächst in Einzelarbeit Notizen machen, um diese anschließend mit dem/r SitznachbarIn auszutauschen. Die Ergebnisse sind sehr vielschichtig und werden stets mit einem Kichern vorgetragen. Treffer! Die SchülerInnen fangen an, sich mit dem Thema zu identifizieren, sodass die zweite Aufgabe des Arbeitsblattes folgen kann. In dieser werden sie dazu angehalten, eine eigene Alltagssituation mit ihren Eltern zeichnerisch dazustellen und stichpunktartig zu beschreiben. Die anschließende Präsentation bewirkt ein hohes Maß an Aktivität und führt an vielen Stellen zu Gelächter.
Wortschatz muss her!
Erfreut über die rege Beteiligung gehe ich über zur Festigung der bisherigen situativen Sprechanlässe und zum Wortschatzaufbau. Nachdem Arbeitsblatt 2 und die iPads ausgeteilt sind, erfolgt die Erarbeitung der Aufgaben in Kleingruppen. Mit Hilfe von GoodNotes erstellen die SchülerInnen die Associogrammes, die im Anschluss im IServ-Gruppenordner des Kurses hochgeladen werden.
Es klingelt, die Stunde ist vorbei und der Kurs verlässt gut gelaunt den Raum. Dies liegt wohl auch daran, dass es keine Hausaufgaben gibt, da wir uns am nächsten Tag wiedersehen, und zwar um 8:00 Uhr!
Parler et jouer…
Der nächste Tag. Nach der Reaktivierung des thematischen Kontextes, in der der Kurs bereits verinnerlichte Vokabeln anwenden konnte, zeige ich ein Associogramme. Es beinhaltet eine (korrigierte) Zusammenfassung der am Vortag erarbeiteten Wortschatzergebnisse der Kleingruppen. Viele Vokabeln kommen mehrfach vor, das Gesamtergebnis ist übersichtlich und gut einsetzbar.
Ausgerüstet mit einem themenspezifischen Wortschatz geht es nun weiter. Ich verkünde dem Kurs, dass sie nun Dialoge vorbereiten und anschließend vortragen müssen. Die gute Stimmung der gestrigen Stunde verschwindet unmittelbar. Um der Demotivation entgegenzuwirken, erkläre ich den SchülerInnen, dass sie die Dialoge mit Hilfe der antisèche-Methode (Spickzettelmethode) vorbereiten dürfen. Ein Seufzen der Erleichterung geht durch den Kursraum, denn diese Vorgehensweise ist ihnen bereits bekannt.
Anschließend erkläre ich den Arbeitsauftrag und teile Arbeitsblätter mit einzelnen Comic-Seiten aus, die Konfliksituationen darstellen. Den Text in den Sprechblasen habe ich entfernt. Die Comics stammen aus der bereits genannten BD und stellen Kontexte dar, die der Kurs bereits in der vorherigen Stunde genannt hat. Die situative Einbettung in Form eines Comics gibt den SchülerInnen Ideen für einen möglichen Dialogablauf. Erfahrungsgemäß erweist sich nur die Aufgabe „Préparez un jeu de rôle“ ohne Inspirationsinput als schwieriger, da die Lernenden schnell an ihre kreativen Grenzen kommen.
Um maximale Transparenz zu schaffen, erhielt der Kurs bereits im Vorfeld einen Evaluationsbogen. Basierend auf den aufgeführten Kriterien (la parole, les acteurs, le contenu) erstellen die ArbeitspartnerInnen ihren Dialog. Selbstverständlich ist es auch unerlässlich, dass Requisiten Gegenstand des in der nächsten Stunde dargestellten Dialogs sind.
Être un ado, c’est…
Das laute Lachen oder Kichern ist wieder da! Nach der Réfléchir-Phase beginnen die SchülerInnen, motiviert an ihren Dialogen zu schreiben. Unter Bezugnahme der sowohl analog als auch digital zur Verfügung gestellten Materialien manövrieren sich die ArbeitspartnerInnen in die Alltagssituationen. Besonders schön zu sehen ist, dass es zu einem regen Austausch kommt, als es um die passenden Requisiten geht. Ich bin also sehr gespannt auf die nächste Stunde und die kreativen Dialoge.
Ich beschreibe an dieser Stelle die Durchführung und die Evaluation nicht ausführlich, denn jede/r FremdsprachenlehrerIn hat bereits diese Phasen durchgeführt und entsprechende Erfahrungen gemacht. Zu betonen ist allerdings, dass mein Kurs sowohl in der Vorbereitung, Durchführung und Evaluation des Dialoges viel Freude, ein großes Engagement und eine rege Beteilung zeigte. Neben der Förderung des Sprechens und dem (temporären) Abbau der Sprechangst durch die Antisèche-Methode habe ich mein Ziel erreicht – eine aktive Teilnahme in den ersten beiden Stunden.
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Beitragsbild: fotolia #118984628 | Urheber: designer_things

Über Catharina Girmann
Catharina-Dorothea Girmann hat die Fächer Französisch und Erdkunde studiert und arbeitet seit fünf Jahren am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Stadtlohn. Besonders die neuen Medien in Kombination mit dem Wortschatzerwerb haben es ihr angetan, so dass diese regelmäßig im (Fremdsprachen-) Unterricht ihren Einsatz finden.
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