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Wortschatzfestigung in niveaudifferenzierten Rollenspielen

Auf Englisch telefonieren: Für angehende Industriekaufleute gehört das fest zum Lehrplan

Seit mehreren Jahren unterrichte ich das Fach Englisch in Fachklassen des dualen Systems der Berufsausbildung. In den einzelnen Bildungsgängen kann ich immer wieder beobachten, dass das Leistungspotenzial und die Vorkenntnisse der Schülerinnen und Schüler breit gestreut sind. Einige bringen einen Hauptschulabschluss mit, andere haben ein Abitur in der Tasche. In Nordrhein-Westfalen sehen die Bildungspläne deshalb einen binnendifferenzierten Unterricht auf zwei Niveaustufen vor (im Bereich Wirtschaft und Verwaltung beispielsweise B1 und B2).
Wie kann nun ein solches binnendifferenziertes Unterrichtsangebot auf zwei Niveaustufen und insbesondere im Hinblick auf die Wortschatzumwälzung und -festigung gelingen, ohne dass die Auszubildenden über- oder unterfordert sind? Eine Möglichkeit sind Rollenspiele.

Rollenspiele: Sprachtraining für den Ernstfall

Rollenspiele bieten zwei bedeutende Vorteile, gerade für sehr heterogene Lerngruppen:
1. Durch ihre Orientierung an simulierten, alltäglichen, beruflichen Situationen gibt es die Möglichkeit, einen authentischen Sprachgebrauch in der Zielsprache zu üben und damit die mündliche Interaktionskompetenz zu verbessern (Haß, Frank: Fachdidaktik Englisch, S. 26 und 28). Die Auszubildenden lernen, sich sicher und flexibel in beruflich relevanten fremdsprachlichen Situationen zurechtzufinden.
2. Eine Niveaudifferenzierung ist durch das Anpassen von Rollenkarten an das Lern- und Leistungsniveau schnell umzusetzen, ohne dass die Grundsituation geändert werden muss. Alle Lernenden arbeiten an derselben Aufgabe.

Praxisbeispiel: Telefonat mit einem britischen Lampenhersteller

Im Zuge der Globalisierung müssen die Auszubildenden im Bildungsgang Industriekauffrau/Industriekaufmann in ihren Unternehmen in der Lage sein, bei sämtlichen Beschaffungsvorgängen englischsprachige Anfragen, Angebote und Bestellungen zu erstellen sowie mit Beschwerden sachangemessen umzugehen. Um welche Waren es dabei geht, spielt zunächst keine Rolle. In meinem Unterrichtsbeispiel erarbeiten die Schülerinnen und Schüler ein Telefongespräch, in dem sie Informationen über Bürolampen einholen müssen.

Nachdem die Situation erfasst ist, erhalten die Schülerinnen und Schüler jeweils eine Rollenkarte: entweder die Rollenkarte A des deutschen Mitarbeiters (gelb) oder die Rollenkarte B der Person im walisischen Unternehmen (blau). Die beiden Rollenkarten A und B für die beiden Gesprächspartner beziehen sich aufeinander und strukturieren den Ablauf des Telefongesprächs vor.

 

 

Die Aufgabe besteht nun darin, eigenständig ein Telefongespräch mit den üblichen Bestandteilen und Formulierungen einer Anfrage zu versprachlichen. Dazu gehören zum Beispiel Fragen nach Preis, Lieferzeiten und Rabatt. Beim Formulieren verwenden die Schülerinnen und Schüler das Fachvokabulars, das wir zuvor gemeinsam erarbeitet haben. Sie müssen die einzelnen Anweisungen bzw. Sprechabsichten genau berücksichtigen und festigen so die nötigen sprachlichen Mittel.
Damit alle Schülerinnen und Schüler sich aktiv beteiligen und den Dialog einüben können, ist Partnerarbeit besonders gut geeignet. Dadurch haben alle einen möglichst hohen Sprechanteil innerhalb ihrer Lerngruppen.
Zunächst fertig jeder Lernende eigene Aufzeichnungen zur Rollenkarte an. In der Erarbeitungsphase können dann alle überprüfen, wie gut sie schon das Vokabular zu „Making enquiries“ und „Telephoning“ beherrschen. Hilfreich ist, wenn den Auszubildenden zum punktuellen Nachschlagen Wörterbücher zur Verfügung stehen – elektronisch oder in Printversion.

Binnendifferenzierung über verschiedene Rollenspielkarten

Für leistungsstärkere Lernende habe ich die Rollenkarten verändert. Zur optischen Unterscheidung verwende ich dafür einen intensiveren Ton derselben Farbe. Die zweite, offenere Version der Rollenkarten ist weniger vorstrukturiert und bietet mehr Raum, um eigene Ideen einzubringen. Der Text fordert die Auszubildenden explizit auf, sich aktiv einzubringen. Beispielsweise ist vorgegeben, dass irgendwann die Gesprächsqualität abfällt. Sie können aber selbst entscheiden, an welchem Punkt im Gespräch die Telefonverbindung schlecht wird.
Es bleibt den Lernenden selbst überlassen, ob sie das Angebot zur Binnendifferenzierung wahrnehmen und sich am höheren Niveau ausprobieren möchten.

Während der Erarbeitungsphase übernehme ich die Rolle einer zurückhaltenden Moderatorin, gehe im Klassenraum umher, gebe Tipps oder höre einfach nur zu. Am Ende der Stunde präsentieren, je nach verbleibender Zeit, einige Paare ihre Dialoge. Das Plenum bewertet die Dialoge nach bestimmten Kriterien: zum Beispiel nach Vollständigkeit des Dialogs, Einhaltung der Höflichkeitsregeln, Freiheit des Vortrags, untergeordnet auch nach grammatischer Korrektheit. Hier können die Lernenden auch Schwierigkeiten ansprechen oder Meinungen zum gewählten Niveau austauschen.

Arbeitsblätter als PDFs zum Download:

Aufgabenstellung
RoleCards (bitte ggf. auf farbigem Papier ausdrucken)

 


Beitragsbild: fotolia #166422310 | Urheber: kegfire

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Über Stephanie Alff

Stephanie Alff unterrichtet seit mehr als 20 Jahren Englisch und Mathematik am Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen. Besonderen Wert legt sie darauf, die Lernenden in den verschiedenen Bildungsgängen aktiv ins Unterrichtsgeschehen einzubinden, möglichst authentische Sprachanlässe zu gestalten und neue mediale Ansätze effektiv zu integrieren.

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